Quelle DJV

Vorkommen:

Das Schwarzwild besiedelte ursprünglich ganz Europa, wurde aber in Großbritannien und
Skandinavien ausgerottet. Abgesehen von dem nordwestlichen Niedersachsen und Teilen Bayerns
ist es in ganz Deutschland verbreitet. Das Schwarzwild ist ein ausgesprochener Waldbewohner, da
es im Winter auf die Mast von Bucheckern und Eicheln angewiesen ist. Landwirtschaftliche
Nahrungsquellen (Feldfrüchte) ermöglichen aber sein Vordringen auch in reine Nadelwaldgebiete.
Außerhalb Europas kommt unser Schwarzwild noch in Asien und Nordafrika vor; in Australien und
Nordafrika wurde es ausgewildert.

Erscheinungsbild:

Die Färbung variiert sehr stark von Hellgrau über verschiedene Braun- und Grautöne bis zu
tiefem Schwarz. Die Frischlinge haben bis zum 7. Monat die typischen Längsstreifen.
Größe und Gewicht schwanken stark und sind auch von den Lebensbedingungen abhängig.
Die Kopf-Rumpf–Länge kann beim Keiler bis 1,80 m, die Schulterhöhe bis 1,10 m betragen.
Keiler können bis 200 kg
schwer werden; Bachen erreichen etwa 50-70% des Keiler-
Gewichts.

Lebensweise:

Ursprünglich waren Wildschweine tagaktive Tiere. Doch durch die Besiedelung der
Menschen und die damit einhergehenden Störungen verlagerten sie ihre Aktivitäten auf die
Nachtzeit. Tagsüber verstecken sich Wildschweine in dichten Unterwuchs, Schilf oder
Fichtendickungen. Sie ruhen dort in sogenannten Kesseln, die fast jeden Tag an anderer
Stelle neu angelegt werden. In der Dämmerung brechen sie zur Nahrungssuche und zum
Bad in der Suhle auf. Die Nahrung des Wildschweins ist außerordentlich vielfältig. Es frisst
Wurzeln, Gräser, Früchte der Waldbäume (Mast), Getreide, Würmer, Insekten, Aas,
Kleinsäuger, Rehkitze und Gelege von Bodenbrütern.
Wildschweine leben gesellig in Rotten und zeigen ein ausgesprochenes Sozialverhalten.
Eine Rotte besteht aus Bachen (erwachsene Weibchen), Überläufern (Männchen und
Weibchen im 2. Lebensjahr) und Frischlingen. Erwachsene Keiler (männliche Schweine)
leben dagegen als Einzelgänger, die sich nur in der Rauschzeit (Paarungszeit) zu der Rotte
gesellen.
In der Rotte herrscht eine straffe Rangordnung. Geführt wird sie von der ältesten Bache, dersog. Leitbache, die über die meisten Erfahrungen verfügt. Gibt es mehrere gleich alte
Bachen in einer Rotte, so wird der Rang zwischen ihnen ausgekämpft. Die Leitbache
bestimmt in hohem Maße die Aktivitäten der Rotte: Nahrungssuche, Suhlen, Auswahl der
Kessel und den Zeitpunkt der Rauschzeit. Wird die Leitbache rauschig, so überträgt sie ihr
unruhiges Verhalten auf die anderen Bachen, sodass nach etwa 14 Tagen eine nach der
anderen rauschig wird. Stirbt die Leitbache, wird deren Rolle entweder ersetzt, oder die
Rotte löst sich auf.

Fortpflanzung:

Der Beginn der Rauschzeit wird von den Bachen bestimmt, da die Keiler das ganze Jahr
über befruchtungsfähig sind. Sie fällt in die Zeit von Ende Oktober bis März, mit
Schwerpunkt im November/Dezember. (Wenn die Leitbache gestorben ist, so können die
Bachen auch im Sommer rauschig werden). Zuerst werden die älteren Bachen rauschig,
anschließend die Überläuferbachen und nach einem guten Mastjahr sogar die
Frischligsbachen. Kurz bevor die Bachen rauschig werden, stoßen die Keiler zur Rotte und
kämpfen um die Vorherrschaft in der Rotte. Der stärkste Keiler beschlägt (befruchtet) alle
befruchtungsfähigen Bachen und verläßt die Rotte dann wieder.
Nach vier Monaten Tragzeit wirft die Bache in einem extra gebauten Wurfkessel bis zu zehn
Frischlinge. Da die Bache nur über acht Zitzen verfügt, können höchstens acht Junge
aufgezogen werden; die anderen überleben nicht. Nach ungefähr einer Wochen verlassen
die Frischlinge zum ersten Mal den Wurfkessel und folgen der Mutter auf Nahrungssuche.
Die Überläuferkeiler werden von den Bachen nur ca. 18 Monate in der Rotte geduldet. Sie
schließen sich zu sog. Überläuferrotten zusammen, die aber nach gewisser Zeit
auseinanderbrechen.

Gebiss:

Die Eckzähne der Wildschweine sind besonders stark entwickelt. Sie dienen als Waffe und
als Werkzeug zum Aufbrechen des Bodens. Das „Gewaff“ des Keilers besteht aus den
„Haderern“ (Eckzähne im Oberkiefer) und den „Gewehren“ (im Unterkiefer, Hauer). Die
kleineren Eckzähne der Bachen werden „Haken“ genannt. Die Waffen des Keilers und
Haken der Bachen sind beliebte Trophäen bei den Jägern. Gewehre von mehr als 20 cm
Länge und über 25 mm Breite sind an der obersten Grenze des Möglichen.

Quellen:

DJV