Quelle:DJV
Allgemeine Merkmale:
Die Körpermaße des Rotfuchses sind geographisch und jahreszeitlich starken Schwankungen unterworfen. Das Körpergewicht liegt durchschnittlich für Männchen im Bereich 5,5 bis 7,5 kg, für
Weibchen bei 5 bis 6,5 kg. Schwerere Tiere (bis 14,5 kg) sind selten. Die Körperlänge (ohne Schwanz) beträgt für Männchen 65 bis 75 cm, für Weibchen 62 bis 68 cm, die Schwanzlänge entsprechend 35 bis 45 cm oder 30 bis 42 cm (Durchschnittswerte für europäische Füchse).
Das Fell ist oberseits rötlich, unterseits weiß; der Farbton variiert je nach Verbreitungsgebiet oberseits zwischen rötlichgelb bis tiefrotbraun und unterseits zwischen reinweiß bis schiefergrau. Die unteren Teile der Beine sowie die Hinterseiten der Ohren sind schwarz gefärbt. Insgesamt
variiert die Fellfärbung stark. Die häufigste Farbvariante ist der Birkfuchs mit gelb-roter Oberseite, weißer Kehle und weißer Schwanzspitze. Der seltenere Kohl- oder Brandfuchs ist insgesamt dunkel, überwiegend dunkelbraun-rot, Bauch und Kehle sind grauweiß, die weiße Schwanzspitze
fehlt. Der Kreuzfuchs weist quer über den Schultern und längs des Rückens einen dunklen Streifen auf. Der Silberfuchs ist dunkelgrau bis schwarz (→ Silberfuchsfell). Der Fuchs macht im Jahr zwei Fellwechsel durch. Im Frühjahr ab Anfang April verliert er das dichte Winterfell, gleichzeitig bildet sich das lichte Sommerfell. Dieses wird ab Ende April an den Unterschenkeln sichtbar und hat bis Ende Juni die Beine, den Bauch und die Flanken erfasst. Der Fellwechsel setzt sich fort über das
Gesicht zum Rücken bis zur Schwanzspitze, die im späten August erreicht wird. Erst im September ist das Sommerfell vollständig. Bereits im Oktober bildet sich dann wieder von den Beinen über Schwanz, Rücken und Gesicht das Winterfell.
Spuren:
Trabspur
Kot: (Losung)
Folgende Gangarten treten beim Rotfuchs auf:
Trab: Die Abdrücke der Hinterpfoten befinden sich schräg versetzt vor denen der etwa gleich großen Vorderpfoten, dabei ist die Körperhaltung leicht schräg zur Fortbewegungsrichtung.
Schneller Trab („Schnüren“): der Fuchs setzt die Pfoten so, dass die linke Hinterpfote in den Abdruck der rechten Vorderpfote tritt und umgekehrt. Damit ergibt sich eine Spur, bei der die Abdrücke wie an einer Schnur mit einem Abstand von etwa 30 cm angeordnet sind.
Flucht: mit verschiedenen Trittbildern und wechselnden Schrittlängen.
Der einzelne Abdruck mit Hauptballen, vier Zehenballen und Krallen ähnelt dem eines kleinen Hundes und unterscheidet sich in folgender Merkmalskombination:
der Abdruck vom Fuchs ist länglicher und ovaler, er kann im Winter durch stärkere Behaarung rundlich aussehen,
die Trittballen der beiden vorderen Zehen sind vorgeschoben, ihre Hinterränder liegen etwa auf einer Linie (oder etwas darüber) mit den Vorderrändern der Außenzehenballen (beim Hund schneidet die Linie meistens), der Hauptballen (hinten) ist eher rund, beim Hund eher herzförmig, der Zwischenraum zwischen Zehen- und Hauptballen ist relativ groß, da der Hauptballen weiter hinten liegt als beim Hund.
Der Abdruck einer (Haus-)Katze ist etwas kleiner, rundlicher und weist meist keine Krallenabdrücke auf.
Besetzte Fuchsbaue sind an herumliegenden Beuteresten zu erkennen, dem blanken Sandboden und den Fußspuren. Der typische Fuchsgeruch wird in der Literatur oft als „durchdringlicher Raubtiergeruch“ oder ähnlich beschrieben, das Empfinden von Gerüchen ist stark vom Beobachter
abhängig. Der Geruch am Bau kann von Harnmarkierungen am Eingang verursacht sein und bedeutet daher nicht zwangsläufig, dass sich gerade ein Fuchs im Bau befindet.
Stimme:
Füchse verfügen über eine Reihe unterschiedlicher Laute:
Drei- bis fünfsilbiges Bellen (heiserer als Hunde) „wow-wow-wow“ mit Betonung der letzten Silbe ist vor allem von Dezember bis Februar zu hören („Ranzbellen“) und dient vermutlich dem Kontakthalten über größere Distanzen; langgezogenes, einsilbiges Schreien oder „Jammern“ („waaah“), oft in der Paarungszeit, kann von beiden Geschlechtern gebracht werden, vermutlich besonders von den Fähen zum Anlocken der Rüden;
trillerartiger Laut (ähnlich einem Hühnerglucken) oder Winseln (vor allem des untergeordneten Tiers), das sich bis zum Kreischen steigern kann, bei der Begrüßung von Alttieren untereinander; Keckern (tonlos „k-k-k-k“) bei aggressiven Auseinandersetzungen, bei Welpen im Spiel und
bei Fähen, die einem werbenden Rüden antworten; leises, raues Geräusch ähnlich einem Pusten bei der Begrüßung von Jungtieren durch Alttiere;
Alarmbellen der Alttiere, um die Jungen zu warnen: im Nahbereich ein gedämpftes Husten, bei größerer Distanz Übergang zu scharfem Bellen.
Urin:
Strukturformel einer der organischen Schwefelverbindungen im Urin des Rotfuchses Der Urin des Rotfuchses wird als Markierungsflüssigkeit zur territorialen Abgrenzung benutzt und enthält mit Methyl-(3-methylbut-3-enyl)-sulfid und 2-Phenylethylmethylsulfid, organische Schwefelverbindungen.
Verbreitung und Lebensraum
Verbreitungsgebiet:
Amerikanischer Rotfuchs in Alaska Von allen wildlebenden Raubtieren haben Rotfüchse das größte geographische Verbreitungsgebiet:
Sie können sowohl nördlich des Polarkreises als auch in fast tropischen Gebieten leben. In Nordamerika kommen sie von den Aleuten bis Neufundland vor – mit Ausnahme von Arizona, Süd-Florida und einem Streifen von Alberta bis Mexiko. Rotfüchse besiedeln Eurasien von Irland bis zum Beringmeer. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Rotfüchse aus England zur traditionellen Fuchsjagd in Australien eingeführt. Die dort heimischen langsamen Beuteltiere waren an die Neubesiedler nicht angepasst und wurden leichte Beute. Seither ist ganz Australien bis auf das
Northern Territory und die nördlichen Teile von Queensland von Füchsen besiedelt. 1893 wurden die ersten Kopfgelder ausgesetzt. Neuseeland ist fuchsfrei. In Tasmanien laufen aus Artenschutzgründen Maßnahmen zur Ausrottung der Füchse.
Lebensraum, Streifgebietsgröße:
Der Nahrungsopportunist Rotfuchs stellt an seinen Lebensraum keine besonderen Anforderungen. Wälder, Grasland, Äcker und in jüngerer Zeit zunehmend auch Siedlungsgebiete sind unterschiedlich geeignete Lebensräume für die Rotfüchse. Die ersten Stadtfüchse wurden in den 1930er Jahren in Londoner Vororten bekannt. Als Ursache wird ein damals neuer Baustil vermutet, bei dem sich ländlich geprägte Gebiete zu locker bebautem Siedlungsraum mit hohem Grünflächenanteil verwandelten. In vielen nördlichen englischen Städten wurden Stadtfüchse bis in die 1980er Jahre nicht beobachtet. Ab den 1980er Jahren traten vermehrt
Berichte von Fuchsbeobachtungen in Großstädten auf dem europäischen Festland auf (z. B. Berlin,Oslo, Paris, Zürich), die zunächst nur als Einzelfälle gewertet wurden. Seit etwa 1990 sind Stadtfuchspopulationen auch aus Australien, Japan und Nordamerika bekannt. Für den Großraum
Berlin wurden anhand von 2010 bis 2015 erhobenen Daten zwei genetisch unterschiedliche Populationen nachgewiesen, die sich weitgehend mit den Gebieten des städtischen Ballungsraums und des angrenzenden ländlichen Raums deckten.
Die Stadt bietet für Füchse mehrere Angebote:
Bereiche ohne menschliche Störung (nachts: Friedhöfe, Parks)
Kleinräumige Strukturen
Reiches Nahrungsangebot: Komposthaufen, Essensreste, Früchte, Insekten, Mäuse, Ratten,
Kaninchen
Sichere Rückzugsplätze (Schuppen, Holzstapel, Bewuchs entlang von Eisenbahntrassen)
großflächige Fuchsjagd ist kaum durchführbar.
In Abhängigkeit von der Ressourcenausstattung der Lebensräume ergeben sich erhebliche Unterschiede in der Raumnutzung und damit auch der Streifgebietsgröße. Während in nahrungsarmen Gebieten Skandinaviens Streifgebiete von bis zu 3000 ha feststellbar waren, blieben
Reviere in den Offenlandschaften Europas mit Größen zwischen 200 und 700 ha deutlich kleiner. In städtisch geprägten Habitaten wurden die kleinsten Streifgebiete nachgewiesen. In der Regel besitzen Füchse hier Streifgebiete von unter 50 ha, wobei auch Tiere bekannt wurden, die auf
wenigen Hektar lebten. Typische Dichten für Stadtfüchse sind 2 bis 12 ausgewachsene Füchse pro 100 Hektar. In Bristol erreichte die Siedlungsdichte vor einem Räudeausbruch einen Spitzenwert
von 37 Füchsen je Quadratkilometer.] Aus englischen Städten liegen aktuell hohe Siedlungsdichteangaben vor (z. B. Bournemouth mit 23, London mit 18 und Brighton mit 16 Füchsen pro 100 Hektar). In ländlich geprägten Räumen ist die Siedlungsdichte mit nur 0,2 bis 2,7 Füchse pro 100 Hektar dagegen geringer. Weitere Beispiele für Aktionsraumgrößen und
Siedlungsdichten:
Im Nationalpark Bayerischer Wald mit hohem Waldanteil wurden Streifgebietsgrößen von durchschnittlich 430 ha ermittelt, wobei die Rüden größere Streifgebiete hatten als die Fähen.
In einem landwirtschaftlich genutzten Untersuchungsgebiet nordöstlich von Berlin betrug die Streifgebietsgröße durchschnittlich 185 ha.
Eine Studie im Schweizer Jura ermittelte Streifgebietsgrößen von 116 bis 353 ha. In der Zürcher Stadtfuchspopulation wurden Streifgebiete von 29 bis 31 ha ermittelt, wobei die intensiv genutzten Bereiche oft nur wenige Hektar betrugen. Das kleinste Streifgebiet war acht Hektar groß.
Im Berliner Stadtteil Neukölln wurde die Fuchsdichte auf 1–2 Fuchsfamilien pro 100 ha geschätzt (Bezugsdaten 2007 bis 2009). Als Grund für diese relativ niedrige Dichte wurden u. a. Parasiten wie Räude und Krankheiten wie Staupe angesehen. Neben der Ressourcenausstattung spielt auch die Dichte eine große Rolle bei der Streifgebietsgröße, wie an der Stadtfuchspopulation in Bristol vor und nach dem Ausbruch der Räude nachgewiesen wurde. Vor Räudeausbruch im Jahr 1990 betrug die Streifgebietsgröße durchschnittlich 29 ha, nach dem Räudeausbruch im Jahr 1999 dagegen durchschnittlich 169 ha.
Lebensweise, Fortpflanzung und Entwicklung:
Rotfuchs-Jungtier
Der Rotfuchs wird mit etwa 10 Monaten geschlechtsreif. Füchse paaren sich einmal im Jahr in der aarungszeit (Ranz). Der Rüde ist von Dezember bis März befruchtungsfähig, die Fähe nur für zwei bis drei Tage im Januar / Februar. In dieser Zeit folgt der dominante Rüde einer Gruppe (siehe
Kapitel Sozialstruktur) über einen längeren Zeitraum einer auserwählten Fähe, um ihr Abwehrverhalten genau zu diesem Zeitpunkt überwinden zu können, allerdings unternehmen manche Rüden in dieser Zeit auch Wanderungen in benachbarte Territorien, um sich dort mit Fähen
zu paaren. Wie bei vielen Hundeartigen (z. B. auch beim Wolf) kann die Paarung durch das „Hängen“ abgeschlossen werden (dies ist nicht immer der Fall), wobei der angeschwollene Penis des
Männchens noch bis zu einer Stunde in der Vagina des Weibchens gehalten wird. In dieser Zeitbleibt das Paar – in entgegengesetzte Richtungen blickend – fest verbunden. Die Funktion des Hängens wird im Sinne der Vaterschaftssicherung diskutiert. Bei einer hohen, an der Grenze der Tragfähigkeit des Lebensraums liegenden Populationsdichte und
stabilen äußeren Bedingungen (z. B. in Nationalparks) ist die Reproduktionsrate gering. Hohe Mortalität (z. B. durch Seuchenzüge oder Jagd) führt zu einem hohen Anteil von an der Fortpflanzung teilnehmenden Fähen und höherer Jungenzahl pro Wurf. Füchse und Hunde lassen sich aufgrund verschiedener Chromosomenzahlen (Rotfuchs: 34 bis 38,
Haushund: 78 Chromosomen) nicht kreuzen, obwohl beide zur Familie der Hundeartigen gehören.
Bauanlage:
Erdbaue von Füchsen weisen neben der Hauptröhre und dem Kessel mehrere Fluchtröhren auf. Die beim Graben anfallende Erde wird zwischen den Beinen nach hinten befördert, so dass sich am Eingang ein Erdhaufen bildet.Füchse können auch Baue von Dachsen übernehmen. Wenn der Bau
groß genug ist, kommt es vor, dass neben dem Fuchs auch weitere Tierarten die Bauanlage gleichzeitig nutzen (siehe Kapitel Beziehungen zu anderen Arten). Füchse nehmen auch einfache Behausungen unter Gartenhäusern, Baumstümpfen oder Felsspalten für die Jungenaufzucht an. Bei einer Untersuchung im Berliner Stadtteil Neukölln waren Erdbaue mit 32,1 % vertreten. Den größten Anteil nahmen Gebäude, Schuppen und Garagen mit 34,0 % ein, weitere Baustandorte waren z. B. Sandhaufen, Komposte und Holzstöße.
Jungenaufzucht:
Nach einer Tragzeit von etwas über 50 Tagen gebiert die Fähe durchschnittlich vier bis sechs Junge. Die 80 bis 100 Gramm schweren Fuchswelpen werden mit geschlossenen Augen geboren und tragen ein wolliges, graubraunes Haarkleid. Nach 12 bis 14 Tagen öffnen die Welpen die Augen. Sie werden vier bis sechs Wochen lang gesäugt und verlassen nach Ablauf eines Monats erstmals den Bau. Zu diesem Zeitpunkt hat bereits ein Fellwechsel stattgefunden; die Jungfüchse haben nun die
fuchstypische rötliche Farbe. Sobald die Milchzähne hervortreten, haben die Jungfüchse ein starkes Bedürfnis, auf geeigneten Gegenständen herumzukauen (z. B. Stöcke, bei Stadtfüchsen Schuhe). In den ersten Wochen nach der Geburt verlässt die Fähe selten den Bau. Insbesondere in dieser Zeit versorgt der Rüde die Fähe mit Nahrung. Zwar kann die Fähe die Welpen auch allein aufziehen, die Betreuung durch beide Elterntiere (oder weitere Gruppenmitglieder, siehe im Kapitel Sozialstruktur) erhöht jedoch Überlebenschancen der Welpen. Das teilweise beobachtete
Vorherrschen der Aufzucht durch Fähen kann daran liegen, dass bei Treibjagden im Winter mehr Rüden geschossen werden als Fähen, sowie am Auftreten von Polygamie.
Lebenserwartung:
Füchse können in Gefangenschaft bis 14 Jahre alt werden. Die meisten Füchse sterben, bevor sie ein Jahr alt werden; häufig sind 95 % der Tiere einer Population nicht älter als vier Jahre. Vor allem im Herbst und im Winter kann es aufgrund von Wanderung (erhöhte Zahl von Wildunfällen) und saisonal starker Bejagung zu einer erhöhten Mortalität bei Jungfüchse kommen. In Bristol betrug das Durchschnittsalter der Population vor einem großen Räude-Ausbruch 18 Monate, in London während einer Zeit starker Bejagung 14 Monate. In ländlichen Regionen Englands waren bis zu 80 % der getöteten Tiere jünger als ein Jahr.Von 1.169 in Berlin von 2007 bis
2009 tot aufgefundenen oder geschossenen Füchsen waren 51 % einjährig, das durchschnittliche Lebensalter betrug 18 Monate und der älteste Fuchs war elf Jahre alt. Die bisher jüngste Population wurde in Iowa dokumentiert, als sieben Jahre lang doppelte Prämien für Fuchsfelle gezahlt wurden: 84 Prozent der erlegten Füchse waren jünger als ein Jahr.
Soziale Stellung und Alter hängen zusammen: Dominante Stadtfüchse in Bristol waren mit durchschnittlich 4,5 Jahren älter als rangniedrige Tiere mit durchschnittlich 2,1 Jahren.
Sozialstruktur:
Füchse galten bis in die 1970er Jahre als Einzelgänger, die in Territorien leben und diese gegen Artgenossen verteidigen. Ende der 1970er Jahre zeigten englische Studien bei Oxford, dass Füchse dort in Familiengruppen lebten und ein ausgeprägtes Sozialleben zeigten. Ähnliches ist inzwischen
aus weiteren Gebieten bekannt geworden. Füchse leben in Familiengruppen und haben ein kompliziertes Sozialleben, dessen Details bisher nicht vollständig geklärt sind. Grundlage jeder Gruppe ist ein Rüde und eine Fähe. Wo die Mortalität gering ist, kann das Paar lebenslang zusammenbleiben, wo die Mortalität hoch ist, findet häufigerer Wechsel statt. Neben dem reproduzierenden Paar können eine oder mehrere rangniedrige Individuen zur Gruppe gehören. In Jahren mit günstigem Nahrungsangebot können auch die rangniedrigen Fähen Junge bekommen. Rangniedrige Individuen sind oft Nachkommen des Paares aus dem Vorjahr, die nicht abgewandert sind, oder ehemalige ranghohe Individuen. Sie helfen der reproduzierenden Fähe bei der Jungenaufzucht.
Bei genetischen Untersuchungen an Stadtfüchsen in Bristol wurden pro Gruppe ein bis drei Würfe nachgewiesen. Rüden wie Fähen paarten sich innerhalb einer Gruppe auch mit mehr als einem Partner mit der Folge, dass ein Wurf verschiedene Väter haben konnte. Innerhalb einer Gruppe
paarten sich dominante Fähen nicht mit rangniedrigen Rüden, während dominante Rüden sich mit rangniedrigen Fähen paarten. Dominante und rangniedrige Fähen trugen auch Welpen von dominanten und rangniedrigen Rüden von anderen Gruppen. Bei geringer Siedlungsdichte wurden keine Würfe mit mehreren Vätern nachgewiesen, und die Zahl der Würfe, deren Vater aus einer anderen Gruppe stammte, nahm ab.
Die Anzahl der rangniedrigen Gruppenmitglieder ist variabel (bis 10 Individuen bei Stadtfüchsen in Bristol), einige Gruppen bestehen nur aus dem reproduzierenden Paar. Gruppen, die neben dem Paar auch noch rangniedrige Mitglieder enthalten, bilden sich bei stabilen Umweltbedingungen (z.B. geringe Mortalität) und hohem Nahrungsangebot. Beides ist oft bei Stadtfüchsen der Fall. Das Geschlechterverhältnis war bei Stadtfuchsgruppen in Bristol bei hoher Siedlungsdichte ausgeglichen, bei geringer Siedlungsdichte zugunsten der Fähen verschoben. Neben Familiengruppen können einzelne Rüden auch ohne festen Aktionsraum umherziehen und dabei weite Strecken zurücklegen oder Teile des Aktionsraumes einer Familiengruppe teilen, aber Kontakt mit den Gruppenmitgliedern vermeiden.
Die Fuchsgruppen nutzen einen gemeinsamen Raum, der meist als gegenüber fremden Gruppenmitgliedern verteidigtes Territorium interpretiert wird. Große Aktionsräume (siehe Kapitel Streifgebietsgröße) lassen sich jedoch nicht mit derselben Intensität gegen andere Füchse
verteidigen wie kleine. Insgesamt nimmt mit zunehmendem Aktionsraum die Überlappung der Aktionsräume zu.
Neben Studien aus englischen Städten sind Familiengruppen auch aus ländlichen Gebieten wie dem Schweizer Jura beschrieben. Eine Untersuchung im Bereich des Feldberges in Baden-Württemberg
ergab andererseits trotz stabiler äußerer Bedingungen keine Hinweise auf das Vorhandensein vonsozialen Gruppen, von gegenseitigem Meideverhalten oder von Territorialität: Die sieben
erwachsenen, gleichzeitig telemetrierten Füchse verhielten sich ortstreu, die Streifgebiete überlappten sich. Das Ausmaß der Überlappung variierte von geringfügigen Überschneidungen bis zu fast identischen Streifgebieten. Fälle von häufigeren Begegnungen konnten mit der gemeinsamen
Nutzung bestimmter Bereiche erklärt werden. Die Interpretation der Raumnutzung bei anderen Untersuchungen als Territorialverhalten wird vor dem Hintergrund diskutiert, dass dort Territorialität angenommen wurde, wenn die Überlappung von Streifgebieten gering war (bzw. dass
diejenigen Füchse, deren Streifgebiete weite Überlappungen aufweisen, als Gruppe ein Territorium besetzen). Dabei sei aber zu beachten, dass Füchse bei der Wahl ihrer Wohngebiete auch von der Verteilung wichtiger Ressourcen wie Nahrungsquellen beeinflusst werden. Die Verteilung der
Streifgebiete spiegele dann die Gegebenheiten des Lebensraumes wider. Hieraus folge zwangsläufig weder, dass Tiere, deren Streifgebiete sich in bestimmten Bereichen eines Gebietes konzentrieren, ein gemeinsames Territorium verteidigen, noch dass sich diese Individuen zu sozialen Gruppen zusammenschließen. Teilweise beobachtete aggressive Verhaltensweisen zwischen Füchsen könnten auch auf deren unmittelbare Nähe und/oder auf Rangordnungsauseinandersetzungen
zurückzuführen sein und müssten nicht notwendigerweise ein Zeichen von Territorialität sein. Während der Nahrungssuche sind Füchse meist als Einzelgänger unterwegs. Untersuchungen bei Stadtfüchsen in Bristol ergaben innerhalb von Familiengruppen häufig kurze Kontakte, längere
Kontakte wurden zum Spielen oder zur gegenseitigen Fellpflege genutzt. Ein Fuchs traf sich mit jedem anderen Familiengruppenmitglied durchschnittlich eineinhalb bis zwei Mal in 24 Stunden, im
Winter erhöhte sich die Trefferrate auf bis zu drei Mal pro Nacht. Die meisten dieser Treffen verliefen freundschaftlich.Bei einer Untersuchung im Nationalpark Bayerischer Wald wurden dagegen nur wenige Kontakte festgestellt. Die beobachteten Füchse mieden auch auf den besten
Nahrungsstandorten offensichtlich den Kontakt zueinander. Gleichzeitige Nutzung wurde selten und nur im Herbst bei Auftreten kurzzeitig geklumpter Nahrungsvorkommen wie Fallobst beobachtet.
Nach Untersuchungen an Stadtfüchsen in Bristol wandern mehr Rüden als Fähen vom elterlichen Territorium ab.Auch erwachsene Individuen können abwandern. Ob ein Individuum abwandert oder nicht, hängt von mehreren Faktoren ab. Je größer die Gruppe und je größer der Wurf, aus dem das
Individuum stammt und je geringer der soziale Status (ausgedrückt z. B. über die Anzahl positiver Sozialkontakte wie gegenseitige Fellpflege), desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Individuum abwandert. Die Verwandtschaft zum dominanten Rüden hatte bei Bristoler Stadtfüchsen
keinen Einfluss, wohl aber die zur dominanten Fähe: Rüden mit dominanten Müttern wanderten häufiger ab als Rüden mit rangniedrigen Müttern, während abwandernde Fähen häufiger rangniedrige Mütter hatten.
Nahrung:
Der Rotfuchs ist ein anspruchsloser Allesfresser. Er stellt seine Ernährung bei Bestandsschwankungen der Beutetiere kurzfristig um und nimmt generell mit dem vorlieb, was leicht zu erbeuten ist und einen hohen Energiegehalt bietet (opportunistische Ernährung). Die Nahrungszusammensetzung ist somit lokal und saisonal unterschiedlich. Wichtige Beutetiere sind Feldmäuse und zumindest regional (etwa in der Camargue oder in einigen Regionen Englands) Kaninchen. Regenwürmer werden insbesondere auf frischen Grünlandböden erbeutet. Aufgrund
ihres Fett- und Proteingehaltes stellen sie eine energiereiche Nahrung dar. Bei Feldhase und Reh ist der Fuchs im Regelfall nicht in der Lage, gesunde Alttiere zu ergreifen, kann aber Jungtiere oder geschwächte Alttiere erbeuten. Haushühner, Hausgänse und Hausenten werden vor allem in der
Jungenaufzuchtszeit erbeutet, da die Fuchsfamilie in dieser Zeit einen hohen Nahrungsbedarf hat. Früchte spielen im Sommer eine wichtige Rolle, wobei süße Sorten wie Kirschen, Zwetschgen und Mirabellen bevorzugt werden. An der Westküste Mittelitaliens bilden Wacholderbeeren das ganze
Jahr über die Hauptnahrung der dort lebenden Füchse. Füchse können neben anderen Säugetieren für die Verbreitung von Pflanzenfrüchten von Bedeutung sein. Für das Kreuzdorngewächs Ziziphuslotus in Spanien sind Füchse für die Verbreitung der Früchte maßgeblich. Auch Aas kann eine wichtige Rolle in der Ernährung von Füchsen spielen.
Bei Stadtfüchsen machen natürliche Futterquellen wie Nager nur einen geringen Anteil aus, stattdessen dominieren kultivierte Früchte, Küchenabfälle (inklusive Kompost und Fleischresten) sowie für Katzen oder Vögel angebotenes Futter. Füchse können auch Futter verstecken. Hierzu wird in lockerem Boden ein etwa 10 cm tiefes Loch gegraben, die Nahrung hineingelegt und anschließend das Loch mit Erde und Laub wieder der
Umgebung angeglichen. Das Versteck wird später mit dem Geruchssinn wiedergefunden.
Beziehungen zu anderen Arten:
Obwohl Wölfe selten Füchse fressen und meist auch nicht jagen, töten sie sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit. So meiden Füchse die Aufenthaltsbereiche von Wölfen in Italien. In Alaska
sind auch friedlichere Beziehungen zum Wolf bekannt geworden: Dort gab es keine Anzeichen darauf, dass Wölfe Füchse behelligen. Die Füchse nutzten die von den Wölfen übriggelassenen Beutereste, während Wölfe Fuchsbaue für die Jungenaufzucht vergrößerten. Allerdings warnen
Füchse, sobald sich Wölfe in der Nähe von Bauen mit Welpen zeigen.
Luchse können Füchse erbeuten. Untersuchungen aus Schweden und Spanien geben Hinweise, dass (zumindest hohe) Luchsbestände möglicherweise den Fuchsbestand limitieren können.
Rotfüchse sind in der Lage, ausgewachsene Rehe zu töten, wenn hohe Schneelagen Rehe in ihrer Fortbewegung behindern. Sie schlagen jedoch gewöhnlich nur Jungtiere, die nicht älter als zwei Monate sind. Untersuchungen in verschiedenen Ländern und zu verschiedenen Zeitpunkten haben den Einfluss des Rotfuchses auf die Rehpopulation belegt: Für das Berner Mittelland wird geschätzt, dass ein Fuchs in den Monaten von Mai bis Juli durchschnittlich elf Kitze schlägt. In
Skandinavien, wo in den späten 1970er und den 1980er Jahren Räude zu einem drastischen Rückgang der Rotfuchspopulation führte, stieg die durchschnittliche Zahl der Kitze, die eine Ricke im Herbst führt, um 30 Prozent. Der durchschnittliche Rehbestand nahm um 64 Prozent zu. Auf der
norwegischen Insel Jöa töteten Rotfüchse fast die Hälfte der Kitze in ihren ersten Monaten. Auf der unweit von Jöa liegenden Insel Storfosna, wo keine Füchse vorkommen, starben dagegen 18 Prozent der Neugeborenen. Auf Jöa fielen außerdem deutlich mehr Kitze, die in Wiesen Deckung suchten, dem Fuchs zum Opfer. Es wird für möglich gehalten, dass Rotfüchse aus dem Verhalten der Ricken schließen können, wo die Kitze Deckung gesucht haben.
Dachs und Fuchs können zusammen in einem Bau ihre Jungen erfolgreich aufziehen. Teilweise kann es aber auch dazu kommen, dass die Jungtiere der jeweils anderen Art getötet werden. Werden
die Jungfüchse älter und lebhafter, fühlen sich die meisten Dachse offenbar gestört und verlassen den Bau. Dies hat nichts mit dem Eigengeruch der Füchse zu tun. Bei Untersuchungen an einer Futterstelle und an von Dachsen (aber nicht gleichzeitig von Füchsen) bewohnten Bauen waren die
meisten Begegnungen zwischen Dachs und Fuchs nicht aggressiv. Bei aggressiven Begegnungen dominierte der Dachs mit kurzen Angriffen auf den Fuchs ohne Körperkontakt. Bei den Futterstellen vertrieben die Dachse die Füchse häufiger als an den Bauen. Ansonsten ignorierten sich beide Arten. Hinweise deuten darauf hin, dass Füchse manchmal die Gesellschaft von Dachsen suchen, was möglicherweise mit der Erwartung von Nahrung zusammenhängt. Auch mit weiteren Arten wie Iltis, Wildkaninchen oder Brandgans ist eine gemeinsame Baunutzung möglich. Der Fuchs hält dann in der näheren Umgebung seines Baues einen „Burgfrieden“, d. h., er
lässt potenzielle Beutetiere dort unbehelligt.
Baum- und Steinmarder meiden Rotfüchse. Füchse können beide Arten erbeuten. Baummarder können jedoch auch Jungfüchse erbeuten. Nach Ausbruch der Räude in den 1980er Jahren in Schweden sank der Fuchsbestand, während gleichzeitig der des Baummarders stieg. Es wird
vermutet, dass der Fuchs über Prädation den Baummarderbestand beeinflussen kann. Ein negativerEinfluss auf Baummarder durch Prädation wird auch für Norwegen vermutet, umgekehrt gab es bei einer Untersuchung in Finnland keine Hinweise auf einen bestandsbeeinflussenden Effekt des Fuchses auf den Baummarder.
Bei Untersuchungen in Mecklenburg-Vorpommern konnten bei günstiger Ressourcenausstattung aufgrund unterschiedlicher Habitatnutzung keine negativen Einflüsse von Marderhund und Waschbär auf den Fuchsbestand festgestellt werden.
In der Stadt begegnen sich Füchse und Hauskatzen häufig, beachten sich in den meisten Fällen aber kaum. Bei Konflikten flieht meist der Fuchs. Nur in seltenen Fällen kommt es zum Kampf, und nur in außergewöhnlichen Situationen versuchen Füchse meist wenige Wochen alte Jungkatzen oder
durch Krankheit oder Unfall geschwächte Katzen zu erbeuten. Beobachtet wurden auch gemeinsames Spielen und gemeinsames Zusammensitzen ebenso wie gegenseitige Vertreibungen.Das Jagdverhalten des Fuchses ist ähnlich dem einer Katze, was sich im langsamen Anschleichen und dem Mäusesprung zeigt. Außerdem klettern Füchse besser als andere
Hundeartige. Füchse und Katzen gehören zoologisch zwar verschiedenen Familien an, haben aber aufgrund der gemeinsamen Spezialisierung auf kleine Nagetiere als Beutetiere im Laufe der Evolution eine konvergente Entwicklung durchlaufen. Für Steinadler und Seeadler gehört der Rotfuchs nicht zu den Hauptbeutetieren, beide Arten können jedoch auch ausgewachsene Füchse schlagen. Uhus können Jungfüchse erbeuten, Altfüchse gehören dagegen nicht mehr zum Nahrungsspektrum.
Parasiten und Krankheiten:
In europäischen Füchsen wurden 55 Wurmarten mit regional unterschiedlichen Schwerpunkten nachgewiesen. Weit verbreitet ist ein Befall mit Bandwürmern, insbesondere mit dem Fuchsbandwurm. Daneben treten Fadenwürmer auf, insbesondere Trichinen, für die der Fuchs ein
Reservoirwirt ist. Nach neueren Untersuchungen sind in Deutschland ca. 20 % der Füchse Träger von Trichinella spiralis, welche sie auf Wildschweine und seltener auch auf Hausschweine übertragen. Beim Verzehr gehen die Trichinen auf den Menschen über, wo sie die meldepflichtige
Trichinellose hervorrufen. Obwohl aufgrund der gesetzlichen Trichinenuntersuchung in Deutschland die Anzahl der Trichinenerkrankungen bei Menschen (von 2016 bis 2019 nur 10
gemeldete Fälle) sowie die Trichinennachweise bei Schweinen stark zurückgegangenen sind (von 2000 bis 2009 nur 92 positiv getestete Wildschweine von 3,4 Millionen untersuchten und 4 Hausschweine von 453 Millionen) gilt die Trichinenbeschau aufgrund des Erregerreservoirs in der
Fuchspopulation nach wie vor als unverzichtbar.
Des Weiteren treten Ektoparasiten auf, darunter Flöhe (vor allem der Hundefloh), Zecken (vor allem die Fuchszecke) und Milben. Letztere können die Räude hervorrufen. Zu den Virusinfektionen zählen die Fuchsencephalitis, Staupe und Tollwut, zu den bakteriellen Infektionen beispielsweise die Leptospirose. In einer Berliner Population stellten neben dem Straßenverkehrstod die Staupe und die Räude (früher auch die Tollwut) wesentliche Verlustursachen dar und wirkten bestandslimitierend. In Bristol reduzierte ein Räudeausbruch die dortige Fuchspopulation um 95 % innerhalb von zwei Jahren.
Systematik:
Die wissenschaftliche Erstbeschreibung des Rotfuchses stammt aus der zehnten Auflage der Systema Naturae von Carl von Linné aus dem Jahr 1758. Der Rotfuchs gehört zur Gattung Vulpes. In einer aktuellen Systematik der Hunde, die auf molekulargenetischen Untersuchungen gründete, wurde die Gattung Vulpes als Schwestertaxon dem Marderhund (Nyctereutes procyonoides) gegenübergestellt. Verglichen wurden dabei 15 Kilobasen
an Exon- und Intron-Sequenzen.[89] Als Schwesterart dieser beiden Gattungen wurde der Löffelhund (Otocyon megalotis) identifiziert.[89] Gemeinsam wurden diese drei Gattungen als Rotfuchs-Klade zusammengefasst. Diese entspricht Teilen der ursprünglich als Echte Füchse (Vulpini) zusammengefassten Gruppe, bei der jedoch der Marderhund nicht enthalten war und die
zusätzlich die Graufüchse (Urocyon) enthielt, die nun als basale Schwestergruppe aller Hunde
betrachtet werden.
Quellen: DJV